„Leitung einer Universitätsklinik für RadioOnkologie - persönlicher Erfahrungsbericht und Empfehlungen für die Zukunft"

Münchner Managementgespräch mit Herrn Prof. Dr. Michael Josef Maria Molls

ehemaliger Ordinarius und Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie der Technischen Universität München

 

 

Der Vortrag beschreibt und bilanziert die langjährige Tätigkeit von Prof. em. Dr. Michael Josef Maria Molls als Lehrstuhlinhaber und Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie der Technischen Universität München. Entsprechend den Aufgaben der Universität werden drei Felder betrachtet:

             Versorgung und Betreuung von Patienten

             experimentelle und klinische Forschung

             studentische Lehre und fachärztliche Weiterbildung.

Um kontinuierlich in allen Bereichen Erfolge auf hohem Niveau zu erzielen, muss für eine "Textur" Sorge getragen sein, die der Institution und ihrem Arbeitsvolumen angemessen ist. Die "Hardware-Seite" der Textur beinhaltet eine gebotene Struktur an sächlicher Ausstattung (Bestrahlungsgeräte, Ambulanz, Station, Forschungslabore, etc.), vor allem aber auch einen Personalstamm (Ärzte, Physiker, Biologen, Informatiker, RTA’s, Verwaltungsfachkräfte, Sekretärinnen, Pflegedienstkräfte, etc.), welcher den vielfältigen und komplexen Aufgaben in bester Weise gerecht werden kann.

Die "Software-Seite" ist der Taktgeber für den anhaltend leistungsfähigen Herzschlag der Klinik. Zur Software-Seite zählen grundsätzliche Ideen und Einstellungen zur medizinischen und wissenschaftlichen Ethik, zum Konfliktbereich „Primäraufgaben der Medizin/Betriebswirtschaft“, zum Qualitätsmanagement, zur Personalführung, zu Diversity/Frauenförderung, etc. Gegenseitiges Vertrauen sichert eine effiziente Kooperation innerhalb der eigenen Gruppe und auch der Institution. Dieses ist in der Zusammenarbeit mit Ärzten anderer Kliniken und der Administration von besonderer Wichtigkeit. Vertrauen ist eine traditionelle, aber nicht überall und immer geschätzte Tugend. Sie ist jedoch nach Auffassung des Vortragenden neben dem Qualitätsmanagement von großer Bedeutung, und dient ebenso der Minimierung von Fehlern in der Behandlung von Patienten. Ferner hilft die vertrauensvolle Kooperation mit den Fachkräften der Verwaltung die ökonomische Gesamt-Bilanz einer Klinik in Balance zu halten. Neben exzellenter Forschung und Lehre sind die optimale und risikoarme Patientenversorgung sowie eine vernünftige Haushaltsführung nicht nur im Interesse der jeweiligen Einzelklinik, sondern auch zum Vorteil der Solidargemeinschaft eines gesamten Universitätsklinikums.

Der Vortrag wird abgerundet durch einen persönlichen, zusammenfassenden Ausblick, wie die Universitätskliniken der Zukunft vor dem Hintergrund oben beschriebener „Hardware“ und „Software“ zu führen sind.

 

Professor Dr. Michael Josef Maria Molls war nach dem Studium und Approbation als Arzt in Istanbul und in Jugoslawien tätig. Es folgten Jahre der experimentellen Forschung am Institut für Pharmakologie der Universität Freiburg und am Institut für Medizinische Strahlenbiologie der Universität Essen. Nach seiner Habilitation erhielt er die Lehrbefugnis für die Fächer Embryologie und Strahlenbiologie. Weiterhin arbeitete Molls als Assistent an der Strahlenklinik der Universität Essen, wurde Facharzt für Strahlentherapie sowie Oberarzt und erhielt die Venia legendi für klinische Radioonkologie. 1992 folgte er dem Ruf an das Klinikum rechts der Isar und die Medizinische Fakultät der Technischen Universität München, wo er als Lehrstuhlinhaber und Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie bis März 2014 tätig war.

Von 1999 bis 2003 war Molls Mitglied des Vorstandes und anschließend von 2003 bis 2009 des Aufsichtsrates des Klinikums rechts der Isar. Dort widmete er sich der Prozess- und Ergebnisqualität in der interdisziplinären Behandlung von Krebskranken. Er war von 2001 bis 2003 Vorsitzender des Tumorzentrums  München an den Kliniken beider Münchener Universitäten. Molls war Mitgründer und von 1997 bis 1999 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). In dieser Funktion initiierte er die Einführung von Leitlinien zur Behandlung von Tumorpatienten und gab Impulse zu einer Neu-Orientierung und stärkeren Integration strahlenbiologischer und medizinphysikalischer Forschung im Gebiet der Radioonkologie. Von 2004 bis 2009 leitete er die Akademie für Fort- und Weiterbildung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). Er führte auf der Basis europäischer Regeln ein Curriculum zur Facharzt-Weiterbildung (Strahlentherapie) ein. Als Mitglied von Gutachter-Kommissionen des Wissenschaftsrates, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Helmholtz-Gemeinschaft und von Ministerien war Molls an Evaluationen und Vorschlägen zu Umstrukturierungen sowie Neugründungen von Institutionen beteiligt. Hierzu zählen die entstehende Protonentherapieanlage am Universitätsklinikum Dresden, das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) am Deutschen Krebsforschungszentrum und am Universitätsklinikum Heidelberg, das frühere Forschungszentrum Karlsruhe der Helmholtz-Gemeinschaft sowie das Bundesamt für Strahlenschutz.

Zahlreiche Auszeichnungen flankierten die erfolgreiche Universitätslaufbahn: so erhielt Professor Molls den Hanns-Langendorff-Preis (1979), fungiert als Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (seit 1998) ist Präsident des gemeinsamen Jahreskongresses der Deutschen und Österreichischen Gesellschaften für Radioonkologie und der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (seit 2000) und erhielt 2007 die Ehrenurkunde des Tumorzentrums München. Neben der Ehrenmitgliedschaft der Österreichischen und Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (2004, 2014) ist er seit 2015 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg und Dresden (NCT).

 

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